Wohin bloß mit dem Gras?
Immer mehr WiesenbewirtschafterInnen haben ein Problem, das Gras oder Heu von Wiesen zu verkaufen. Schon lange sinken die Zahlen der ViehhalterInnen. Wiesen fallen brach, verbuschen, vergrasen und verlieren ihre Artenvielfalt.
Wegraine wurden früher beweidet von armen Ziegenhaltern, nun werden sie meistens von Landwirten gemulcht. Was sollen sie auch anderes machen, wenn sie das Gras nicht mehr als Futter benötigen?
Deshalb tüfteln wir an folgender Idee, die ab 2029 Wirklichkeit werden könnte:
Das kommunale Gras von Spielplätzen, Friedhöfen usw. muss wie das Gras von Feldwegen aus rechtlichen Gründen kompostiert werden, weil es als Abfall eingestuft wird. Das kostet in Waldeck-Frankenberg 135 € pro Tonne. Unser Ziel ist, die offene Kompostierung des „Abfallgrases“ (bei der auch Methan, Lachgas usw. frei wird) durch eine kostengünstigere und fürs Klima bessere Verwertung zu ersetzen. „Abfallgras“ sollte für 0 bis 40 € pro Tonne Frischmasse im Trockenwerk angeliefert werden können.
1. In Waldeck-Frankenberg sollte ein Trockenwerk gebaut werden, das mindestens 1500 Tonnen Graspellets aus ca. 6000 Tonnen Frischmasse pro Jahr produzieren kann. Die Pellets kommen von kommunalem Gras, von Wegrainen in Waldeck-Frankenberg und außerdem von Wiesengras. In einem Trockenwerk kostet die Produktion von 1 Tonne Graspellets ca. 160 €.
a. Kommunales Gras und Gras von Wegrainen
Wir gehen davon aus,
- dass Wegraine mit Böschungen, Hecken und Gräben mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht gemäht werden können, dass also nur ca. 40 % der Wegraine zweimal im Jahr gemäht werden.
- auf 100 m Wegrain rechts und links des Weges 480 kg Gras gewonnen werden können. (Die Gemeinde Edertal hat einen Mäh- und Wiegeversuch durchgeführt.)
Hochgerechnet gehen wir davon aus, dass in Waldeck-Frankenberg insgesamt 4500 Tonnen „Abfallgras“ von Kommunen und Wegrainen pro Jahr zur Verfügung stehen.
b. Wiesengras
Die Zahl der Milchviehhalter sinkt auch in Waldeck-Frankenberg. Andererseits produzieren immer weniger Milchkühe immer mehr Milch. Dazu brauchen sie sehr eiweißreiches Futter (16 bis 18 % Eiweiß), das aus Gras-Pellets bestehen kann. Der Markt für eiweißreiche Graspellets ist momentan gut, der für Pferde-Pellets aus Gras von extensiven Wiesen zufriedenstellend. Wir gehen davon aus, dass aus 1500 Tonnen Wiesen-Gras 375 Tonnen Futterpellets entstehen können. Das wäre das Gras von 125 ha bei eiweißreichem Futter von Vielschnittwiesen und von 375 ha bei eiweißarmen Futter von extensiven Wiesen. Zusammen mit dem kommunalen Gras und dem Gras der Wegraine käme das Trockenwerk dann auf 6000 Tonnen Frischmasse. Aus dem "Abfallgras könnten ca. 1125 Tonnen Graspellets hergestellt werden. Den Strom für den Betrieb gewinnen herkömmliche Trockenwerke vor allem durch Photovoltaik auf dem Dach.
c. Andere Nutzungsmöglichkeiten besonders für Pellets aus eiweißarmen Gras kommen in Zukunft evtl. infrage wie Kunststoffersatzprodukte (Fa Biowert) und Graspapier (Fa Creapaper). Bild: Graspapier-Produkte und Kleiderbügel mit Gras.
2. Ein Pyrolyse-Reaktor wird gebaut. Die 1125 Tonnen Graspellets aus „Abfallgras“ werden mit 3375 Tonnen Hackschnitzeln pyrolysiert (25 % Graspellets, 75 % Hackschnitzel, Empfehlung von Dr. Kätzl, Uni Kassel). Die entstehende Pflanzenkohle (ca. 1000 Tonnen) darf nicht in den Boden, aber in Beton. Der Beton wird so härter und CO²-neutral. In Österreich und der Schweiz ist die Technik für den Hoch- und Tiefbau zugelassen, in Deutschland noch nicht. Die Pflanzenkohle für Beton z.B. in Pflastersteinen (AHE Verbundsteine Betonwaren GmbH) wird im Moment mit ca. 200 € pro Tonne gehandelt. Es können CO²-Zertifikate verkauft werden. Pro Tonne Pflanzenkohle können 3 Tonnen CO² eingespart werden. Das Zertifikat für 1 Tonne CO² kostet 2025 55 €. Der Preis wird sicherlich steigen. Der Berater Ingo Bode, von dem diese Idee stammt, rechnet damit, dass eine Pyrolyseanlage mit 3500 bis 4000 Tonnen wirtschaftlich ist.
3. Die Pyrolyse-Anlage produziert Abwärme. Diese könnte genutzt werden für die Trocknung der Graspellets aus Wiesen- und „Abfallgras" und der Hackschnitzel. Da das Trockenwerk nur von April bis November in Betrieb ist, müsste nach einer Möglichkeit gesucht werden, die Abwärme von Dezember bis März zu nutzen.
Unsere Bitte an Sie: Geben Sie uns kritisches und faktenbasiertes Feedback, gern per email. (angelaodenhardt@t-online.de). Leider fehlen uns einige Informationen z.B. über die genaue Menge des kompostierten kommunalen Grases oder die zur Verfügung stehende Menge von holzigem Grünschnitt für Hackschnitzel.
WLZ 21.11.23 | WLZ 2.8.24 |
Das Rodenbachtal für den Ameisenbläuling
Beabsichtigt ist, das Rodenbachtal Lebensraum für den Wiesenknopf-Ameisenbläuling zu erhalten. Dazu finden aktuell Abstimmungsprozesse mit unterschiedlichen Adressaten statt.
300 Meter Netz für Wildbienen
In Hessen gibt es 424 Wildbienenarten, davon sind 55 % bedroht, ausgestorben oder verschollen. Wildbienen sind als die wichtigsten Bestäuber unerlässlich für unsere Ernährungssicherheit. Deshalb gibt es jetzt das Projekt, im Jahr 2024 rund um Edertal-Anraff, Lebensräume für Wildbienen zu sichern oder wieder herzustellen. Weil Wildbienen im Durchschnitt nur 300 Meter zwischen Nistplatz und Futterstelle zurücklegen, dürfen diese Biotope nicht weiter als 300 Meter voneinander entfernt sein. | |
Wiesenwege und Wegeseitenstreifen können wichtige Biotopkorridore werden, wenn sie blütenreich sind. Da die meisten Feldwege gemulcht werden, werden Gräser (und Brennesseln) gefördert und Blütenpflanzen zurückgedrängt. In Anraff gibt es noch einen Landwirt, der Feldwege mäht und das Mahgut verfüttert. Das unterstützen wir, indem wir für eine Feldwegesatzung der Gemeinde Edertal eintreten, die das ermöglicht. | |
Wegeseitenstreifen (meistens jeweils 1,50 m breit) sind Eigentum der Gemeinde. Im Grünland werden sie mitgenutzt und gepflegt. Ein Landwirt hat sich bereit erklärt, den Seitenstreifen nicht zu düngen und ein- bis zweimal im Jahr zu mähen, obwohl er dadurch einen Nachteil hat. Damit können sich Blütenpflanzen, wie Flockenblumen und Witwenblumen ansiedeln. Wir hoffen, das sich weitere Landwirte anschließen. | |
Einige Landwirte und Hobbytierhalter bewirtschaften extensiv ihre Wiesen. Diese Wiese z.B. ist voller gelbem Hornklee. Sie wird seit 5 Jahren nicht gedüngt und einmal im Jahr gemäht. Wir wollen das wertschätzen und 2024 auf diesen Flächen die Pflanzen und Wildbienenarten dokumentieren. | |
Auch Erbsen und Acker-Bohnen sind als einheimische Blütenpflanzen interessant für Wildbienen. Oberirdische und unterirdische Nistmöglichkeiten könnten mit Einverständnis der Landwirte direkt an den Feldern angelegt werden. Ein Konzept, wie die Nistmöglichkeiten im Boden das nächste überdauern könnten, ohne untergepflügt zu werden, muss entwickelt werden. | |
Ein Viertel der Wildbienen nisten oberirdisch, z.B. in Käferfraßgängen in altem Holz oder in Nisthilfen. Wie gut die einzelnen potentiellen Lebensräume des "300 Meter Netzes für Wildbienen" in Anraff von Wildbienen angenommen werden, soll 2024 untersucht werden, indem an diesen Biotopen genormte Nistkästen aufgestellt werden. So lässt sich die Belegung der Nistzellen leicht vergleichen. | |
Dreiviertel aller Wildbienen nisten an vegetationsfreien Stellen im Boden. 2024 sollen verschiedene Methoden erprobt werden, kleine Ein-Quadratmeter große vegetationsfreie Parzellen zu schaffen: |
Filme über Wiesen
Leben in der Wiese bis 27.1.28 in der ardmediathek, 15 Minuten
"Die Wiese" in der ndrmediathek, 45 Minuten
Die Wiese - ein verlorenes Paradies, 45 Minuten, Doku auf youtube.com
Biene Majas wilde Schwestern bis 24.3.24 in der ardmediathek. Ein toller Film von Jan Haft über Wildbienen.